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Zeitgenössische Kunst

Exklusive Gemälde von Winfried Wolk
Interview mit inside

Kronach/Verona. – Er ist ein gefragter Künstler und hat neben der klassischen Malerei und Graphik, den Zeichen der Zeit folgend eine ganz neue Art der Kunst entwickelt: Screen Art Compositions. Digitale Gemälde, welche sich fast unmerklich laufend verändern. Seine Bilder sind dabei von den Möglichkeiten hochauflösender TV-Technik inspiriert. Für die Galerieeröffnung in Como hat Wolk mit Terra Magica, Luci e Ombri und Lago Azzurro einen eigenen Bilderzyklus geschaffen. Die Redaktion von inside hat den Künstler zu einem Gespräch getroffen.

inside: Was ist das Neue an Ihrer Kunst, Herr Wolk?
Winfried Wolk: Dass der Bildschirm die Kinoleinwand ersetzen kann, ist mittlerweile eine Tatsache, über die niemand mehr nachdenkt. Dass der Maler ihn zur Leinwand macht und damit das Fernsehgerät zum Kunstmedium, ist aber neu. Ich bin überzeugt, dass die großen Bildschirmflächen der TVs nicht nur mich anregen, neue Inhalte zu suchen und neue Formen und Techniken zu finden, um künstlerisch-kreativ dieses technisch perfekte, überaus interessante Medium zu nutzen.

inside: Wann kam Ihnen die Idee das Fernsehgerät zum Kunstwerk zu machen?
Winfried Wolk: Die Überlegung drängte sich mir auf, als die ersten flachen, großformatigen Bildschirme auf den Markt kamen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits erste digitale Bilder geschaffen, deren besonderes Merkmal es ist, sich in unmerklicher Weise ständig zu verwandeln. Mittlerweile hat sich viel verändert. Die TVs haben Bilddiagonalen erreicht, die an richtige Tafelbilder erinnern. Und sie können heute eine wesentlich höhere Bildauflösung zeigen als die Vorgängergenerationen.

inside: Inwiefern spielt die technische Entwicklung bei Ihrer Arbeit eine Rolle?
Winfried Wolk: Für mich sind technische Details immer spannende Aspekte, die ich für meine Bilder nutzbar zu machen suche. Besonders die einmalige Eigenschaft von TV-Bildschirmen, die selbstleuchtende Medien sind und sich somit regelrecht anbieten, das gesamte Spektrum der Lichtfarben bewusst zu nutzen. Seit mehreren Jahren erstelle ich meine Bilder natürlich auch in Full-HD. Und sie haben durch die Zusammenarbeit mit dem Hamburger Audiokünstler Ingo Hauss Klänge bekommen, was sie zu einem audio-visuellen Gesamtkunstwerk macht.

inside: Was ist die Quelle ihrer Inspirationen?
Winfried Wolk: Wie in meinen Arbeiten in traditionellen Techniken interessieren mich auch bei meinen digitalen Bildern besonders die visuellen Impulse, die mir das tägliche Leben gibt. Sie sagen mir etwas über unser Sein, über die Qualitäten unseres Lebens. Überall entdecke ich bemerkenswerte Dinge, beim Gang durch die Straßen der Städte, beim Blick in Schaufenster, beim Betrachten gelungener Interieurs und spannender architektonischer Details. Was mir interessant erscheint, notiere ich mir. Aber nicht mehr der Skizzenblock und der Bleistift sind meine Werkzeuge, heute ermöglicht mir eine handliche Digitalkamera die Eindrücke zu sammeln, die mir für meine neuen Bilder wichtig erscheinen. Es geht mir dabei nicht um das große Spektakel. Für mich kann der Blick auf eine Wasserfläche eine Sensation sein. Oder – wie Sonnenlicht die Oberfläche einer rau verputzten Wand zu einem spannenden Relief macht. Licht und Schatten und ihr Zusammenspiel, Spiegelungen und das damit verbundene, oft surreale Überlagern sich eigentlich ausschließender Bildelemente regen mich an, meine Bilder zu komponieren.

inside: Und wie fließen diese gesammelten Eindrücke in Ihre Screen Art Compositions ein?
Winfried Wolk: Ich will keine Realfotos präsentieren, die einen zeitlich und räumlich präzise definierten Moment unserer Wirklichkeit zeigen. Deshalb organisiere ich im Arbeitsprozess das wechselseitige Durchdringen der Bildelemente und ebenso ihre immerwährende Verwandlung. Ich zerschneide und zerlege mein Bildmaterial, füge es nach anderen als fotografischen Kriterien wieder zusammen. Ich hebe so die Flüchtigkeit des Augenblicks auf und schaffe Bilder einer verallgemeinerbaren Situation. Dabei wird das Spiel mit Schärfen und Unschärfen, scharfen Kanten und weichen Übergängen und mit oft verfremdenden Farbigkeiten für mich zum wichtigen künstlerischen Mittel, ebenso die Zeitabläufe der Bildveränderungen und der dadurch entstehende Rhythmus.

inside: Ihre Kunst benötigt den Bildschirm um lebendig zu werden. Benötigt der TV-Bildschirm auch Ihre Kunst?
Winfried Wolk: Ganz entschieden ja. Betrachtet man die kulturgeschichtliche Entwicklung des Wohnzimmers, so wurden anfänglich Fernseher in Truhen und Schrankwänden verborgen und nur enthüllt, um ihren ursprünglichen Dienst zu leisten. Einen Loewe Fernseher will man aber nicht verstecken! Ausgeschaltet dominiert dann eine große schwarze Fläche den Raum. Eine Fläche die meine Kunstwerke ideal bespielen können.

Zu Winfried Wolk

Winfried Wolk gehört zur ersten Schülergeneration der „Leipziger Schule”. Seine Lehrer waren die Professoren Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, bei denen er freie Graphik und Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studierte. Wolks künstlerisches Werk ist durch Ausstellungen im In- und Ausland bekannt.

Seit 1992 beschäftigt sich Winfried Wolk kreativ mit den digitalen Medien. Mit seinen digitalen Bildern gelang ihm die Verbindung des in der traditionellen Malerei üblichen flächigen Nebeneinanders der Bildelemente mit der Möglichkeit eines zeitlichen Nacheinanders der heutigen Medienkunst.

Bilder in Museen und öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
Kunstsammlung der Deutschen Bank (Deutschland)
Museo de Bellas Artes de Asturias (Spanien)
Nationalgalerie der Slovakischen Republik (Bratislava)
Kunstsammlung der Büchereizentrale Appenrade (Dänemark)
Museum der Bildenden Künste Leipzig (Deutschland)

www.winfriedwolk.com