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Ich bin ein Bildermacher, lebe sehr bewusst in meiner Zeit und meine Zeit in mir. Daraus entstehen meine Bilder.
Elias Canetti beschreibt in seinem Buch »Die Fackel im Ohr« all das, was auch für mich Wert und Bedeutung von Bildern ausmacht. Deshalb stelle ich sein großartiges und meine Intensionen genau treffendes Bekenntnis an den Beginn der Präsentation meines künstlerischen Schaffens.

»… ein Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Ich glaube nicht, dass es einen besseren Weg gibt. Man hält sich an das, was sich nicht verändert, und schöpft damit das immer Veränderliche aus. Bilder sind Netze, was auf ihnen erscheint, ist der haltbare Fang. Manches entschlüpft, und manches verfault, doch man versucht es wieder, man trägt die Netze mit sich herum, wirft sie aus, und sie stärken sich an ihren Fängen. Es ist aber wichtig, dass diese Bilder auch außerhalb vom Menschen bestehen, in ihm selbst sind sie der Veränderlichkeit unterworfen. Es muss einen Ort geben, wo er sie unberührt finden kann, nicht er allein, einen Ort, wo jeder, der unsicher wird, sie findet. Wenn er das Abschüssige seiner Erfahrung fühlt, wendet er sich an ein Bild. Da hält die Erfahrung still, da sieht er ihr ins Gesicht. Da beruhigt er sich an der Kenntnis der Wirklichkeit, die seine eigene ist, obwohl sie ihm hier vorgebildet wurde. Scheinbar wäre sie auch ohne ihn da, doch dieser Anschein trügt. Das Bild braucht seine Erfahrung, um zu erwachen. So erklärt es sich, dass Bilder während Generationen schlummern, weil keiner sie mit der Erfahrung ansehen kann, die sie weckt. Stark fühlt sich, wer die Bilder findet, die seine Erfahrung braucht. Es sind mehrere – allzu viele können es nicht sein, denn ihr Sinn ist es, dass sie die Wirklichkeit gesammelt halten, in ihrer Zerstreuung müssten sie zersprühen und versickern. Aber es soll auch nicht ein einziges sein, das dem Inhaber Gewalt antut, ihn nie entlässt und ihm Verwandlung verbietet. Es sind mehrere Bilder, die einer für ein eigenes Leben braucht, und wenn er sie früh findet, geht nicht zuviel von ihm verloren.«

Elias Canetti, »Die Fackel im Ohr«, Carl Hanser Verlag